Ich habe Wald geerbt – was nun?

Sie haben einen Wald geerbt und sehen diesen nun vor lauter Bäumen nicht mehr? Folgende Schritte sollten Sie der Reihe nach abhaken um Klarheit zu bekommen.

Schritt 1: Wo befindet sich Ihr Wald?

Finden Sie die Grenzen Ihres Waldes heraus. Auf dem Gemeindeamt des Ortes, in dem der Wald liegt, beim Bezirksgericht oder beim Notar finden Sie die Einlagezahl und die Grundbuchsnummer für Ihr Grundstück. Besorgen Sie sich einen Grundbuchsauszug (mit allen Grundstücken und deren Belastungen bzw. Rechte, die bezüglicher der Liegenschaft bestehen).

Mehr dazu unter Wie finde ich mein Waldgrundstück?

Schritt 2: Besuchen Sie Ihren Wald

Sehen sie sich um, nehmen Sie ersten Kontakt auf. Eventuell können Sie die Grenzen schon abschreiten oder einfach nur mal schauen, was in dem Wald wächst und in welchem Zustand er sich befindet.

Schritt 3: Holen Sie sich Rat

Machen Sie sich einen Beratungstermin mit einem Fachmenschen der Bezirksforstinspektion, der Landwirtschaftskammer, dem Waldverband, der Waldwirtschaftsgemeinschaft oder privaten forstlichen Dienstleister:innen aus Ihrer Region aus.

Gemeinsam mit dem Berater bzw. der Beraterin werden Sie dem Wald wieder einen Besuch abstatten. Er oder sie kann Ihnen genaue Auskünfte geben, welche Möglichkeiten Ihnen nun offenstehen, welche Förderungen Sie in Anspruch nehmen können, welche Rechte sie haben und welche Pflichten auf Sie zukommen. Er oder sie kann Ihnen auch dabei helfen, die Grenzen Ihres Waldes herauszufinden.

Ein Grenzstein stellt eine rechtsgültige Abgrenzung zum Nachbargrundstück dar.

Schritt 4: Sichern Sie Ihre Grenze

Ermitteln Sie die Größe Ihres Waldgrundstückes zum Beispiel mit der Plattform www.geoland.at. Hier finden Sie GIS-Onlinesysteme, aus denen die Flächengröße abgelesen werden kann. Andernfalls können auch Daten vom Vermessungsamt, Bezirksgericht oder der Gemeinde aus der Grundstücksdatenbank abgefragt werden. Gemessene Längen aus Karten sind mit Hilfe des Maßstabs umzurechnen, der auf der Karte angegeben ist.

Gültig ist meist der tatsächliche Grenzverlauf im Gelände. Der Grenzverlauf darf nicht aus dem Grundsteuerkataster übernommen werden, denn dieser wurde für die einfache Ermittlung der Grundsteuer erstellt und gibt keinen exakten Grenzverlauf an. Grenzkataster, welche die exakten Grenzen zeigen, sind nicht auf allen Flächen vorhanden. Bei der Messung mit einem Kompass gilt es aufzupassen. Ein Messfehler von 1° entspricht auf einer Länge von 1.000 m bereits einem Fehler von 17,5 m!

Wenn die Grenzen Ihres Waldes klar sind, können diese gesichert werden. Dazu werden vorhandene Grenzsteine freigeschnitten und markiert und fehlende nachgesetzt. Dabei sollten auch immer die Grundstücksnachbar:innen mit einbezogen werden.

Schritt 5: Fällen Sie eine Entscheidung

Nach der Beratung kennen Sie nun die Möglichkeiten, die Sie mit Ihrem Wald haben: Behalten und selbst arbeiten oder die Waldpflege bestellen? Oder vielleicht doch lieber verpachten oder verkaufen? Den Wald zu bewirtschaften ist jedenfalls eine gute Entscheidung im Sinne der Anpassung an den Klimawandel. Bewahren Sie alle Unterlagen, die mit Ihrem Wald zu tun haben, möglichst in einem eigenen Ordner auf. Versicherungspolizzen, Grundbuchauszüge, Förderbescheide, Waldwirtschaftspläne, Anschriften von Nachbarn und Partnern und weitere wichtige Dokumente haben Sie so immer gleich zur Hand.

Günther hat einen Wald geerbt

In unserer Videoreihe erzählen wir aus dem Leben des Durchschnittsösterreichers Günther, der einen Wald von seinem Onkel geerbt hat und nun erst einmal herausfinden will, was er damit machen könnte.