Warum soll durchforstet werden?

Eine fachgerechte Durchforstung steigert die Vitalität und Stabilität der Einzelbäume und damit des gesamten Bestandes. Dadurch sind die Bäume weniger anfällig gegenüber Schädlingen und Naturkatastrophen. Die Biodiversität in der Bodenvegetation und der Bodenfauna wird erhöht, wodurch die Nährstoffumsetzung und Humusbildung im Boden gefördert wird.

Wirtschaftlich wirkt sich die Durchforstung mit einem höheren Massen- und Wertzuwachs am Einzelstamm aus. Bei rechtzeitigen Eingriffen werden rascher stärkere und besser vermarktbare Sortimente produziert und durch die Entnahme schlechterer Qualitäten wird der Zuwachs auf die besser geformten Stämme umgelegt. Zudem sinken die Erntekosten bei der Nutzung stärkerer Durchmesser.

Eine fachgerechte Durchforstung wirkt sich positiv auf die Bestandesgesundheit aus.

Mit zunehmendem Alter nimmt der unter- und oberirdische Platzbedarf der Bäume zu. Die Kronen rücken näher aneinander und die Bäume konkurrieren um Licht, Wasser und Nährstoffe. Dieser Wettbewerb verlangsamt das Wachstum des Einzelbaumes. Mit Hilfe der Durchforstung sollen möglichst gute Wuchsbedingungen für ausgewählte Einzelbäume, sogenannte Zukunftsbäume, geschaffen werden.

Durch den verstärkten Lichtgenuss entwickeln diese bessere Kronen und je größer die Außenfläche der Baumkrone, desto größer ist der Holzzuwachs. Der größere Wurzelraum bewirkt nicht nur eine bessere Verankerung des Baumes, sondern auch eine erhöhte Nährstoff- und Wasseraufnahme. Die gute Versorgung des Baumes mit Licht und Wasser erhöht seine Vitalität und damit die Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Schadstoffe. Die Durchforstung hilft außerdem, wertvolle Mischbaumarten zu erhalten.

Durchforstung beeinflusst die Bestandesstabilität

Durch die rechtzeitige und gezielte Entnahme von Bäumen kann die Bestandesstabilität bereits in der Jugend entscheidend verbessert werden. Bei Nadel- und Laubholzbeständen bestehen hinsichtlich der Qualität des erntefähigen Holzes unterschiedliche Ansprüche.

In Nadelholzbeständen wird mit wenigen Ausnahmen (z.B. Lärche, Douglasie) eher Massenware erzeugt. Daher hat hier die Bestandesstabilität einen höheren Stellenwert als die Produktion von höherwertigem Holz. Insbesondere Nadelwaldbestände sind durch Windwurf, Schneebruch, Rauhreif oder Eisanhang gefährdet. Dadurch können am einzelnen Baum oder an ganzen Beständen finanzielle Ertragseinbußen und zusätzlicher Arbeitsaufwand entstehen.

Die Durchforstung hilft, diese Gefahren zu vermindern und standfestere Bäume sowie stabilere Bestände zu erziehen.

In Nadelwaldbeständen muss das Augenmerk bei der Auszeige besonders auf die Stabilität gelegt werden.

Die Randbäume eines nadelholzreichen Bestandes müssen schon in der Jugend genügend Platz haben, um einen Trauf (lange Krone) bilden zu können. Sie sind dadurch standfester gegen den anstreichenden Wind und leiten ihn abgebremst in das Bestandesinnere. In Mischbeständen sollte der Bestandesrand aus Baumarten mit höherer Standfestigkeit (Laub- und Nadelbäume mit Herz- und Pfahlwurzel) gebildet werden.

H/D-Wert als Maß aller Dinge

Die grüne Krone der Bäume im Bestandesinneren sollte in der Jugend zwei Drittel und danach mindestens die Hälfte der Höhe des Baumes betragen. Ein gutes Maß für die Stabilität eines Nadelbaumes ist das Verhältnis von Baumhöhe zu Durchmesser in 1,3 m Höhe gemessen (H/D-Wert). Standfeste Bäume haben einen H/D-Wert kleiner oder gleich 80.

Ein günstiges H/D-Verhältnis kann sich nur dann einstellen, wenn der Baum bereits in der Jugend eine entsprechend lange Krone ausbilden konnte. Dadurch verlagert sich der Schwerpunkt nach unten und der Baum verfügt über eine verbesserte Standfestigkeit. Bäume mit großen Kronen haben ein ausgedehnteres Wurzelsystem und sind somit auch besser im Boden verankert. Außerdem können Bäume mit großen Kronen einen Wipfelbruch leichter überstehen, weil sehr oft noch genügend grüne Krone übrigbleibt.